Die Kolleginnen und Kollegen aus der Jugendsozialarbeit wissen Bescheid und verfügen über erhebliche Erfahrungen: Sie unterstützen junge Menschen, wenn diese Startschwierigkeiten haben, damit sie selbstständig ihr Berufsleben organisieren und gestalten können. Zahlreiche Jugendliche benötigen Betreuung, um mit den Alltäglichkeiten der Arbeitswelt zurande zu kommen. Das kann das Ringen mit den Anforderungen der Pünktlichkeit genau so betreffen wie den Betreuungsbedarf bei körperlichen oder kognitiven Beeinträchtigungen. Mehr Menschen als gedacht brauchen einen solchen solidarischen Rückenwind, um in der Arbeitswelt bestehen zu können.
Mit dem Einzug der Modelle von „Arbeiten 4.0“ nimmt der Grad der Abstraktion und der Komplexität im Arbeitsprozess zu. Zwischen den arbeitenden Menschen und das Produkt der Arbeit schieben sich eine oder mehrere digitale Plattformen. Diese steuern die Abläufe und „führen“ Mitglieder der Belegschaft. Diese Plattformen erschweren den direkten Produktbezug und verringern die Nachvollziehbarkeit der Arbeitsschritte. Wie aber kann „Betreutes Arbeiten 4.0“ für Jugendliche mit Förderbedarf erfolgen?
„Arbeiten 4.0“ stellt diese Gruppe von Jugendlichen vor neue Hemmnisse und Hindernisse. Im individuell empfundenen und erfahrenen Vorgang der digitalen Transformation benötigen diese Jugendlichen eine qualitativ erweiterte Betreuung. Die pädagogischen Fachkräfte sind zunächst gefordert, sich und ihre Arbeit in der Welt der plattformgesteuerten Arbeitswelt selbst neu zu verorten. Ihre Selbst-Neu-Verortung bildet eine wesentliche Basis für einen neuen Typ von persönlicher direkter Betreuung (face-to-face), die jedoch die Möglichkeiten der Überwindung von Zugangshindernissen und der Möglichkeit eines Coachings am Rande des Netzes eröffnen und beflügeln.
Jugendsozialarbeit im Rahmen von „Arbeiten 4.0“ steht vor großen Fragezeichen. Transparent organisierte Experimente und interdisziplinäre Projekte bieten die Chance, Fehler zu machen, aus denen man gemeinsam lernen kann. Sie erlauben den betroffenen Jugendlichen zugleich auch ein schrittweises Mitlernen, das sie ermutigt und sie wertschätzend ernst nimmt. Solche Projekte schaffen Räume für Fehler, Fehlertoleranz und kooperatives Lernen. Wer Inklusion meint, sollte in die Vier-Null-Projekte der Unternehmen auch Vorhaben der Jugendsozialarbeit integrieren. Das stärkt nicht nur die Wissensbilanz des Betriebes.
Unabdingbare Voraussetzung dieses neuen Typs von Betreuung ist dabei die Ermutigung der Ermutiger. Die Fachkräfte der Jugendsozialarbeit benötigen Zugang zu den regionalen und nationalen „Plattformen-Vier-Null“. Sie müssen sich vernetzen können. Ein zielgruppenspezifisches Förderprogramm könnte helfen, die Zahl der ausgeschlossenen oder sich ausgeschlossen fühlenden Jugendlichen zu verkleinern.